Produktionen
von Selma Matter
URAUFFÜHRUNG,
Gewinnerstück des Hans-Gratzer-Stipendiums 2022
Regie: Charlotte Lorenz
Premiere am 12. Jänner 2023Folgetermine:
14. Jänner 2023, 20 Uhr
17. Jänner 2023, 20 Uhr
18. Jänner 2023, 20 Uhr
20. Jänner
2023, 20 Uhr
21. Jänner 2023, 20 Uhr
24. Jänner 2023, 20 Uhr
25. Jänner 2023, 20 Uhr
26. Jänner 2023,
20 Uhr
27. Jänner 2023, 20 Uhr
Aufführungsdauer: ca. 70 Minuten
Jakutsk. Das ewige Eis schmilzt.
Ganze Häuser verlieren bereits ihren Halt und versinken im schlammigen Boden. Aber Achtung: Nicht nur in Sibirien, auch anderswo
hinterlässt die menschengemachte Klimakrise lebensbedrohliche Spuren. In der Schweiz zwingen Steinschläge das Matterhorn zum
Schrumpfen und in Brandenburg weicht ein See allmählich einem trockenen Muschelfeld. Gibt es noch Hoffnung für die Erde? Ein
13.000 Jahre alter Wolfshund und der 13-jährige Mensch Jo wagen sich auf die Mission, den Lauf der Geschichte doch noch zu
verändern.
Zur gleichen Zeit versuchen Archäolog:innen und Mammutdealer am Rande einer Ausgrabungsstätte Mammuts
wieder zum Leben zu erwecken und mit Elfenbein zu handeln. Was soll das eigentlich werden? Die Dinge geraten zunehmend aus
dem Gleichgewicht – nicht nur der uralte Körper des Hundes zerfällt allmählich, sondern ganze Ökosysteme.
Selma
Matter verschränkt in GRELLE TAGE kunstvoll Zeitebenen und unterschiedliche Schauplätze und führt vor Augen, was es heißt
mehr-als-menschliche Verbindungen zu knüpfen. Gemeinsam mit einem Ensemble von sechs Spieler:innen spannt Regisseurin Charlotte
Lorenz aus der vielschichtigen Erzählung und mit Bezügen zu Bildender Kunst und Film & Fernsehen einen explorativen Theaterabend,
der dem gesellschaftlichen Phänomen einer zunehmenden Klimaangst auf den Zahn fühlt.
»Grelle Tage« ist unter
dem Arbeitstitel »Aus dem Eis« im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums entstanden.
In drei Szenen (in
denen die Schauspieler:innen aus ihren Figuren heraustreten) wurde Selma Matters Stücktext durch im Probenprozess entstandene
Dialogtexte ergänzt.Mit freundlicher Unterstützung von literar mechana
BIBLIOTHEK
Hannah Zufall
"Über Tiere als Metaphern des allzu Menschlichen" (Schauspielhaus Magazin 22/23)Gespräch
mit Thomas Köck, Selma Matter & Marlene Seidel (Schauspielhaus Magazin 22/23)
ROLLSTUHLPLATZ:
Aufgrund der
gedrehten Bühnenstituation ist der barrierefrei zugängliche Rollstuhlplatz (Balkon Links) bei
"GRELLE
TAGE" nicht verfügbar. Bitte um rechtzeitige Voranmeldung unter +43/1/3170101-18 bzw.
karten@schauspielhaus.at.
Pressestimmen
„Mit GRELLE TAGE konnte die 1998 in
Zürich geborene Autorin Selma Matter im Vorjahr das Hans-Gratzer-Stipendium gewinnen. Die Klimakatastrophe wird in dem Stück
überall greifbar: In Brandenburg trocknet ein See aus, das Matterhorn zerbröselt, und in Sibirien taut der Permafrost auf.
Forscher und Häuser versinken im Schlamm, über tausende Jahre konservierte Tiere kommen an die Oberfläche.“ APA
„Mitgemeint sind in der witzigen und leichtfüßigen Uraufführung in der Wiener Porzellangasse immer auch
die Debatten. (…) Noch wird man Autorin Matter nicht in eine Reihe mit Dramatikerinnen wie Marieluise Fleißer oder Dea Loher
stellen wollen. Doch bei allen postdramatischen Schnippchen, die die Aufführung schlägt, bleibt ein polemisch heißer Atem
spürbar. An der Klimadebatte entzündet sich immer vehementer die Frage nach unser aller Wohl und Wehe. Noch gebricht es der
heutigen Protestkultur an Ironie. Doch Aufführungen wie diese zu Recht akklamierte 70-minütige im Schauspielhaus enthalten
das, was Bertolt Brecht einst "Vorschläge" nannte.“ Der Standard
„Die Menschheitsdämmerung
erhält hier märchenhafte Züge. (…) Gespielt wird mit Elan und Hingabe.“ DIE PRESSE
„Dystopisch
unwirklich und doch als reale Warnung ist der Theatertext von Selma Matter verfasst. (…) Mit GRELLE TAGE zeigt das Schauspielhaus
das Stück einer jungen Autorin und einer jungen Generation, die nicht die letzte sein will. Unheimlich ist dabei nur der Mensch.
Und der ums Überleben kämpfende Wolf – das sind bald wir alle…“ Ö1
„Bei der Uraufführung
von GRELLE TAGE hängt nun der Klimawandel als Damoklesschwert über dem Geschehen. Eine Archäologin und ihr Assistent wollen
im schmelzenden Eis bei Jakutsk Mammuts vor Elfenbeinjägern – „Mammutdealern“ – schützen und stecken bald im Schlamm fest.
Da wird ein Tausende Jahre alter Wolfshund aufgetaut und beginnt zu leben. Der „zerfledderte Hund“ irrt durchs Gelände, während
ein weiß gekleideter Mensch die Katastrophe durch die Klimaerwärmung prophezeit. (…) Bemerkenswert ist vor allem wie der Bub
Werner-Lobo schauspielerisch mit dem Ensemble problemlos mithalten kann – zuerst in der Rolle des Hundes, dann als Prophet.
Er ist der Star des Abends.“ Wien live
„Das Stück beziehungsweise seine Inszenierung
durch Charlotte Lorenz hat gute, doppelbödige Momente, zum Beispiel wenn der Matterhorn-Steinschlag durch Pingpong-Bälle verbildlicht
wird oder wenn Jo in Posen verschiedener Kunstwerke, wie Munchs "Schrei", gebogen wird, um ihn klimaklebergleich mit Tomatensuppe
zu bewerfen…“ Wiener Zeitung
„Schmerz und Scherz gehen in Selma Matters Klimastück «Grelle
Tage», das nun im Wiener Schauspielhaus uraufgeführt wurde (Regie: Charlotte Lorenz), leichtfüßig Seit an Seit. (…) «Grelle
Tage» ist ein dichtes, wild wucherndes Geflecht aus Organischem und Anorganischem, Totem und Lebendigem, Horror und Kinderstück.
Wie aus einem «The Walking Dead»-Film taucht da ein Wolfshund auf, dem die Lippe fehlt, der stark nach Verwesung riecht, aber
irgendwie auch süß ist.« (…) Autorin Selma Matter, 1998 in Zürich geboren, ist der Klimaprotest ein durchweg ernstes Anliegen,
sie verweist im Stück in zwei Video links auf unerklärliches Fischsterben; sie denkt global, und nicht nur aus der Perspektive
der Menschheit. Dass sie zugleich Witz und Poesie nicht zu kurz kommen lässt, ist eine der Stärken dieses Textes, der im Wiener
Schauspielhaus in 70 rasanten Minuten durchdekliniert wurde.“ Theater heute
„Auch Selma
Matter studiert an der Universität der Künste Berlin Szenisches Schreiben. Das Stück „Grelle Tage" wurde 2022 mit dem Hans-Gratzer-Preis
ausgezeichnet und im Januar 2023 am Schau spielhaus Wien von Charlotte Lorenz uraufgeführt. „Grelle Tage" ist ein auf formaler,
kompositorischer und inhaltlicher Ebene avantgardistischer Text. Wirklich ein großer Wurf, ein Abriss des Anthropozäns, der
Lücken durch die Zeit, durch die Welt und durch den Text aufmacht und Verbindungen herstellt, wo wir Brüche fürchten sollten.
Matter wagt eine Prognose der nahenden Anomalien der Klimakatastrophe, sie werden hier zur akzeptierten Realität. Nur „Jo
", ein menschliche:r Jugendliche:r wacht noch über den ausgetrockneten See in Brandenburg, nimmt wahr, wie das Wasser i n
den Boden sickert, während parallel dazu in Sibirien ganze Städte in den Boden sacken und parallel dazu das Matterhorn in
der Schweiz zusammenfällt. Als der „ZERFLEDDERTE HUND" auftaucht beginnt eine Reise durch die Risse die sich immer weiter,
immer breiter durch die Welt ziehen. Sie reisen durch die Welt, der Hund durch die Zeit, versuchen mit Kiessplittern
aus dem Baumarkt das Loch im Matterhorn zu stopfen, während gleichzeitig in Sibirien die aus dem Eis freigeschmolzenen Mammutleichen
geplündert werden für faires Elfenbein. In einem Roadmovie through late capitalism geht es durch die Gleichzeitigkeit
der Ereignisse und der Sprache, bis zum Schluss alles, wirklich alles nebeneinander liegt. Ein Text, der herausragt.“ THEATER
DER ZEIT