ZUR SPIELZEIT 2020/21
MAGAZIN 2 (JAn/FEB 21)
Liebe Leser*innen, liebes Publikum,
wie wird es weitergehen? Wann werden die Theater wieder öffnen, wann werden wir wieder spielen dürfen? Bei Redaktionsschluss
(8.12.20) für das zweite Magazin gab es keine Antworten auf diese Fragen, und es ist gut möglich, dass es immer noch keine
Antworten gibt, während Sie diese Zeilen lesen.
Fest steht, dass wir nach wie vor proben und arbeiten, mehr als zuvor, unter immer wieder neu adaptierten Sicherheitsvorkehrungen.
Unsere Teams entwickeln Theater-abende ohne Premierendatum, wir reagieren für ausländische Gäste auf sich ändernde Reisebeschränkungen
und Quarantäneregelungen, wir verschieben und planen bei-nahe im Wochentakt neu.
Außerdem arbeiten wir an alternativen, hybriden Formaten zwischen online und offline, wie etwa der Fortsetzung unseres Projekts
LOST IN SPACE AND TIME, das sich multi- medial über die gesamte Spielzeit spinnt. Lydia Haiders Text AM BALL hat am 15.12.
online mit einer eigenständigen filmischen Variante unserer Uraufführung Premiere gefeiert und ist nun zu bestimmten Terminen
auf unserer Website zu sehen.
Im Dauerzustand dieses ständigen Reagierenmüssens wünschen wir uns unentwegt mehr Zeit für grundsätzliche Reflexion und Nachdenkpausen.
Mehr Raum für die Frage: »Wie wollen wir weitermachen?«, statt: »Wann können wir weitermachen?«.
Welche Erkenntnisse, Ideen und Hoffnungen schwirrten im ersten Lockdown durch unsere Köpfe? Als vielerorts der Ruf nach längst
überfälligem Change aus unseren Wohnzimmern drang? Nicht wenige hielten diesen Moment des aufgezwungenen Innehaltens für den
richtigen Zeitpunkt, um radikale Änderungen unseres Wirtschafts-, Sozial- und Gesundheitssystems anzustoßen – traten doch
deutlich wie nie zuvor damit verbundene Missstände ans Tageslicht.
Wir kämpfen auch in diesem zweiten Lockdown darum, der Situation etwas Veränderndes, Zukunftsweisendes abzutrotzen. So begleitet
uns die Frage nach dem Potenzial eines Manifests weiter, mit der wir in den vergangenen Wochen in architektonische Gefilde
vorgedrungen sind. Denn was wir ganz vehement vermissen, sind Begegnungsräume und solche Veranstaltungsorte, die die physische
Begegnung künstlerisch, erfinderisch und positiv gestalten und ermöglichen – ohne immer nur in bestehende Architektur Abstände,
Plexiglaswände oder Ähnliches einzubauen. Wird es so etwas wie eine post-pandemische Architektur geben (müssen)? Und wie und
wo verortet sich bei diesen Fragen das Theater, die Kunst? Kunst kann emotionale Hilfe, Care bedeuten – indem sie zum Beispiel
Möglichkeitsräume für Gemeinschaften und Netzwerke bietet. Wie können solche Räume heute aus-sehen? Diese Frage haben wir
unserer Ausschreibung für die kommende Runde des Hans-Gratzer-Stipendiums als thematischen Impuls vorangestellt.
Mutiger werden und umdenken, weniger an Gewohntem und einmal gefassten Plänen festhalten, sondern beweglich bleiben. Diese
Devise soll uns noch weit in die kommende Saison hineinbegleiten, in der wir das Schlimmste hoffentlich überwunden haben werden,
und nicht mehr jedem Agieren das Reagieren vorausgehen muss.
Wir wünschen Ihnen und uns allen einen guten Start ins Jahr 2021!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Lucie Ortmann, Leitende Dramaturgin
MAGAZIN 1 (SEPT/OKT/NOV/DEZ 20)
Liebe Leser*innen, liebes Publikum,
wie kann in Zeiten wie diesen ein Vorwort beginnen? – Was man ohne Übertreibung schreiben kann, ist: Selten ist so viel passiert
zwischen zwei Ausgaben eines Theatermagazins. Wir waren gezwungen, das Schauspielhaus zu schließen, den Probenbetrieb einzustellen,
die Begegnung mit Ihnen, unseren Zuschauer*innen, auszusetzen – und wir haben der Versuchung widerstanden, dies durch Online-
Aktionismus zu kompensieren. Vielmehr haben wir uns durch die plötzliche Unterbrechung auf uns selbst zurückwerfen lassen
und uns mit der Frage konfrontiert, wie wir weitermachen können, weitermachen wollen. Wie reagieren auf eine andauernde Pandemie,
deren Aus- und Nachwirkungen uns noch lange beschäftigen werden, deren Konsequenzen noch lange nicht abschätzbar sind? Brauchen
wir neue Verabredungen, ein neues Leitbild, neue Regeln, ein Manifest? Für Antworten ist es zu früh, aber die Suche danach
soll unsere künstlerische Arbeit in dieser Spielzeit begleiten, vorantreiben und inspirieren.
Viele unserer geplanten Projekte für die kommende Spielzeit sind vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen und Monate noch
brisanter geworden, andere haben sich während der ständig wechselnden Eindrücke konkretisiert oder sind in dieser Zeit entstanden.
Obwohl sich keine unserer Inszenierungen direkt auf die Pandemie beziehen will, ergeben sich zwangsläufig Verbindungen und
Querverweise – auch zwischen den einzelnen Arbeiten lässt sich vieles in Bezug setzen.
So haben wir beschlossen, unsere Spielzeit 20/21 als ein Konzeptalbum zu denken: jede Produktion als einen eigenständigen
Song, aber mit Bezügen zu den jeweils anderen. Mit überraschenden hidden tracks und umfangreichem Bonusmaterial. Albumtitel
und zugleich title track könnte »Lost in Space and Time« sein. Ein Projekt, das wir gemeinsam mit einem Großteil des Schauspielhaus-Teams
während des Lockdowns entwickelt haben – basierend auf Miroslava Svolikovas neuem Stück »Rand«. Unsere Proben dafür hatten
am 13. März gerade erst begonnen ... und mussten tags darauf schon wieder enden. Jetzt wird »Rand« unsere Spielzeit eröffnen,
die im Stück auftretende Gruppe von Astronaut*innen bekommt darüber hinaus ein Eigenleben und wird lost in space and time
während der gesamten Spielzeit in ihrer havarierten Raumstation hängen und uns in Form von unterschiedlichen Beiträgen und
Projekten begleiten.
In den vergangenen Monaten wurde viel darüber spekuliert und polemisiert, ob denn Kunst und Kultur im Allgemeinen und Theater
im Speziellen »systemrelevant« seien. Nun, man kann diese Frage auf viele unterschiedliche Arten beantworten. Sinnvollerweise
müsste man zuallererst das zum Unwort des Jahres 2020 nominierte »systemrelevant« definieren. Aber ob und wie wir als Theater
relevant sind, wollen wir gemeinsam – auch mit Ihnen – neu herausfinden. Nun proben und spielen wir erst mal wieder, wir sehen
jedoch, wie die Tetrissteine aus »Rand«, nur von außen bunt und sorgenfrei aus. Wir denken viel nach, wir denken nach, bevor
wir verschwinden, wir verschwinden und kommen wieder
Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und eine spannende Spielzeit!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Lucie Ortmann, Leitende Dramaturgin
»JEDER HAT EINE STIMME BEI ANLIEGENDEN ENTSCHEIDUNGEN, DEN GLEICHEN ANSPRUCH AUF FRISCHE LEBENSMITTEL ODER STARKE SPIRITUOSEN,
UNABHÄNGIG DAVON, WANN SIE ERBEUTET WURDEN, UND DARF SIE GENIESSEN, WANN IMMER ES IHM GEFÄLLT, ES SEI DENN EIN MANGEL MACHT
ES IM INTERESSE ALLER NOTWENDIG, EINE RATIONIERUNG ZU BESCHLIESSEN.«
SO BEGINNT DIE PIRATENSATZUNG VON KAPITÄN BARTHOLOMEW ROBERTS, WIE SIE MÜNDLICH ÜBERLIEFERT WURDE. VIELE PIRATEN GABEN SICH
EINE SATZUNG, ENTWARFEN EIN MANIFEST, BEVOR SIE ALS CREW IN SEE STACHEN – FÜR EINE BESTIMMTE ZEIT, FÜR EINE MISSION. SIE UNTERZEICHNETEN
UND SCHWOREN AUF IHRE SATZUNG, WARFEN SIE AUF DEM MEER ABER ÜBER BORD.
DIE MEISTEN PUNKTE DER PIRATENSATZUNGEN ZIELTEN AUF INNEREN FRIEDEN DER MANNSCHAFT (ES WAREN TATSÄCHLICH VORWIEGEND MÄNNER)
UND AUF EINIGKEIT – DIE PIRATEN WÜRDEN SICH KEINEN ANDEREN REGELN UNTERWERFEN. ES GING AUCH UM UMVERTEILUNG VON MACHT. PIRATEN
ERRICHTETEN SOGAR SOZIAL- UND KRANKENVERSICHERUNGEN. ENTLAUFENE ODER BEFREITE SKLAVEN, DIE SO IHRE NEUE FREIHEIT BEGRÜNDEN
WOLLTEN, MACHTEN ETWA EIN DRITTEL DER PIRATEN AUS.
IN DER THEATERARBEIT TAUCHEN AUCH IMMER WIEDER REGELWERKE UND MANIFESTE AUF. MAL WERDEN SIE AUFGESCHRIEBEN, MAL IM LAUFE DER
PROBEN MÜNDLICH VEREINBART, MAL SIND SIE MARKETING-INSTRUMENT EINES KÜNSTLERISCHEN NEUSTARTS. SIE GEBEN STRUKTUREN IM KREATIVEN
CHAOS, LEGEN FÄHRTEN IM DICKICHT DER BELIEBIGKEIT UND HELFEN BEI DER BEWÄLTIGUNG DES AUSSERGEWÖHNLICHEN. SIE DIENEN DER SPIEGELUNG,
DER SELBSTPRÜFUNG, DER KLARHEIT. JEDENFALLS GEBEN SIE DAMIT HALT UND RÜCKHALT FÜR DEN AUFBRUCH INS UNGEWISSE, »ENCOURAGEMENT
IN THE FACE OF INSECURITY«, WIE BIKINI KILL IN EINEM ZINE 1990 SCHREIBEN.
DERZEIT MOTIVIEREN UND INSPIRIEREN UNS UNTERSCHIEDLICHE AGENDEN UND AGREEMENTS, CODES OF CONDUCT. INSBESONDERE AUCH DIE SATZUNGEN
DER PIRATEN, WEIL SIE AUF DIE PRAKTISCHE AUSGESTALTUNG DES ALLTÄGLICHEN LEBENS BEZOGEN WAREN UND SICH STÄNDIG WEITERENTWICKELTEN.
SIE WAREN KEINE VERKÜNDUNGEN, STELLTEN KEINE DEFINITIVEN VORGABEN EINER HÖHEREN AUTORITÄT DAR, DIE DAS EIGENE DENKEN BLOCKIEREN
ODER GANZ ERSPAREN, SONDERN BALANCIERTEN DIE GEMEINSCHAFT AUS, KOORDINIERTEN SIE UND IHR ANLIEGEN. DABEI WAREN DIE SATZUNGEN
NICHT IN STEIN GEMEISSELT. DIE MITGLIEDER TRUGEN SIE IM KOPF ODER IM HERZEN UND ERMUTIGTEN SICH SO GEMEINSAM.
WIR WERDEN IN DEN NÄCHSTEN AUSGABEN DIESES MAGAZINS ÜBER UNSERE FORTSCHREITENDE BESCHÄFTIGUNG MIT NEUEN STRUKTUREN, REGELWERKEN
UND MANIFESTEN BERICHTEN. VOR DEM ABLEGEN IN EINE UNGEWISSE SPIELZEIT HABEN WIR UNS WIE BARTHOLOMEW ROBERTS’ PIRATEN EINE
ERSTE SATZUNG GEGEBEN: WIR HABEN SIE MIT BLAUER TINTE AUF BLAUEN GRUND GESCHRIEBEN ...
ZUR SPIELZEIT 2019/20
MAGAZIN 3 (MRZ/APR/MAI/JUN)
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses, liebes Publikum,
wir freuen uns, Ihnen mit dem dritten und letzten Magazin dieser Saison unser Programm bis zum Sommer vorzustellen!
Wir haben uns einiges vorgenommen: Mit der Uraufführung von »Tragödienbastard«, dem ersten dramatischen Text von Ewelina Benbenek,
bringen wir eine starke neue Stimme ins Theater, die über wichtige Fragen einer transkulturellen Gegenwart nachdenkt. Mit
Miroslava Svolikova setzen wir die seit 2016 laufende Zusammenarbeit fort und freuen uns auf die Uraufführung ihres jüngsten
Werks »Rand«, einer wie immer bei Svolikova sehr verspielten, humorvollen Reflexion über die Frage der eigenen Perspektive.
Wer steht in der Mitte, wer am Rand? Gibt es diesen überhaupt noch? Miroslava Svolikova lädt uns ein in eine skurrile Welt,
bevölkert von sprechenden Tetris-Steinen, Einhörnern – und bewaffneten Prister*innen.
Weiter im Spielplan zu sehen ist die aktuell laufende Inszenierung »Angstbeißer« unseres aktuellen Hans- Gratzer-Preisträgers
Wilke Weermann in der Regie von Anna Marboe. Zum Ende der Saison planen wir zudem eine Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion
»Im Herzen der Gewalt«.
Im Februar konnten wir bekannt geben, dass das Schauspielhaus Wien ab sofort Teil eines neuen Kooperationsnetzwerks zwischen
den Mülheimer Theatertagen und vier deutschsprachigen Theatern ist. Jedes Partnertheater wird ein Team aus einer Autor*in
und einer Regisseur*in über zwei Jahre in der Entwicklung eines gemeinsamen Projekts begleiten. Wir sind sehr stolz, an dieser
innovativen neuen Autor*innen-Förderung mitwirken zu dürfen und freuen uns auf die Kooperation mit der Regisseurin Rieke Süßkow
und dem Autor Mehdi Moradpour, mit dem wir bereits bei »Ein Körper für jetzt und heute« (2017) zusammengearbeitet haben.
Nach einer ersten Vorstellungsserie von »Rand« werden wir dann im Mai wieder Spielort der Wiener Festwochen sein.
Im Rahmen unserer Doppelpass-Kooperation mit dem Performance-Kollektiv FUX zeigen wir die Fortsetzungsarbeit unserer Produktion
»Was Ihr wollt: Der Film« (2019). Am Theater Oberhausen haben FUX die Bürger*innen danach gefragt, was sie schon immer im
Theater sehen wollten. Das Ergebnis heißt: »From Horror Till Oberhausen« und wird im Juni für zwei Vorstellungen auch am Schauspielhaus
zu erleben sein.
Wir freuen uns, mit Ihnen durch das letzte Drittel einer spannenden Saison zu gehen und wünschen Ihnen viel Spaß im Schauspielhaus!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg
MAGAZIN 2 (DEZ/JAN/FEB)
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses, liebes Publikum!
Turbulent ging die Spielzeit mit der Performance »F for Factory« los, die der Schauspieler Max Brauer entwickelt hat: eine
anarchische Reflexion auf den Kosmos des Fabrikarbeiters Warhola.
In den kommenden Monaten weiterhin zu sehen ist unsere begeistert besprochene Produktion »Im Herzen der Gewalt« nach dem Roman
von Édouard Louis. Es lohnt sich, schnell Plätze zu sichern, denn es gibt nur noch wenige Tickets. Die große Nachfrage nach
dieser Inszenierung freut uns auch deshalb so sehr, weil sie unseren konsequenten Kurs der Beschäftigung mit politischen Fragen
der Gegenwart bekräftigt. »Im Herzen der Gewalt« befragt die Bedingungen von Rassismus und Homophobie. Die Arbeit knüpft inhaltlich
an Virginie Despentes’ »Das Leben des Vernon Subutex« an, das wir nach einer ersten Serie restlos ausverkaufter Vorstellungen
vor dem Sommer im Dezember wieder in den Spielplan nehmen.
Im Jänner kehren Thomas Köck und Elsa-Sophie Jach nach ihrem großen Erfolg mit der Produktion »Die Zukunft reicht uns nicht
(Klagt, Kinder, klagt)« ans Haus zurück und vollenden die 2016 mit »Kudlich – eine anachronistische Puppenschlacht« begonnene
Kronlandsaga. Mitten im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf werfen Köck und Jach einen Blick auf den Mythos des »land
of the free«.
Danach zeigen wir das jüngste Gewinnerstück unseres Hans-Gratzer-Stipendiums: »Angstbeißer« von Wilke Weermann. In einer Inszenierung
von Anna Marboe, die nach ihrem erfolgreichen Debüt mit »Oh Schimmi« zum zweiten Mal am Haus arbeitet, treffen vier Freund*innen
am Rande des (Nerven-)Zusammenbruchs aufeinander und nehmen uns mit auf eine Reise in ihren ganz normalen Alltag zwischen
Amphetaminen, Koks, Valium und Albtraum-Tagebüchern
Wir freuen uns sehr darüber, dass Enis Maci für ihr im Rahmen des Arbeitsateliers am Schauspielhaus erarbeitetes Stück »AUTOS«
für den NESTROY-Preis nominiert ist. Das Schauspielhaus ist damit zum vierten Mal in Serie beim NESTROY vertreten. Das ist
eine sehr schöne Bestätigung für die intensive Verbindung mit Enis Maci, die wir ab 2016 bei ihren ersten Schritten als Dramatikerin
begleiten durften, seit sie bei uns im Rahmen des Hans-Gratzer-Stipendiums »Mitwisser« entwickelt hat. Dass sie für die beiden
an unserem Haus entstandenen Werke von Theater heute jeweils zur Nachwuchsautorin des Jahres 2018 und 2019 gewählt und kürzlich
mit dem Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde, macht uns sehr stolz und glücklich.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit den nächsten Abenden am Schauspielhaus
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg
MAGAZIN 1 (OKT/NOV)
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses, liebes Publikum,
wir begrüßen Sie herzlich zu unserer fünften Spielzeit am Schauspielhaus! Eine beglückende Saison 18/19 liegt hinter uns,
die uns nicht nur überaus erfreulichen Publikumszuspruch und die bisher höchste Auslastung von 85 Prozent, sondern auch eine
Vielzahl von Nominierungen und Einladungen zu wichtigen Festivals brachte: Im Mai und Juni gastierten wir beim Festival radikal
jung in München, bei den Mülheimer Theatertagen, beim Dramatiker*innen-Festival Graz und bei den Autorentheatertagen am Deutschen
Theater Berlin. Enis Maci wurde außerdem für ihr am Schauspielhaus entwickeltes Stück »AUTOS« in der Kritiker*innen-Umfrage
von Theater heute zur Nachwuchsautorin des Jahres 2019 gewählt.
Es ist uns gelungen, für das Schauspielhaus ein weit über Wien hinaus erkennbares und schlagkräftiges Profil zu entwickeln.
Die letzte Spielzeit war geprägt von politisch engagiertem Autor*innentheater, mit dem wir viele relevante Konfliktfelder
der Gegenwart reflektiert haben: Die Erosion des Europäischen Einigungsnarrativs in der »Hauptstadt«, die immer weiter um
sich greifenden sozialen Abstiegsängste als Dünger des Rechtsrucks in »Vernon Subutex«, eine von gewalttätigen Exklusionsmechanismen
durchzogene Gesellschaft in Enis Macis »AUTOS« und die Frage nach der Zukunft der Partizipation in FUX’ »Was Ihr wollt: Der
Film«. Unser Ensemble und unsere Regieteams haben sich diesen Themen in sehr unterschiedlichen Theatersprachen angenähert,
aber immer sinnliche, humorvolle und doch ernsthafte Zugänge gewählt. Dass dieser ästhetische Kurs kontinuierlich immer mehr
Zuspruch erfährt, macht uns sehr glücklich. Wir setzen diese Linie deswegen in der neuen Spielzeit fort mit Projekten wie
»Im Herzen der Gewalt« – mit dem wir Édouard Louis, den Shootingstar der französischen Literatur, erstmals in Wien präsentieren.
Sein Roman kreist um Themen wie Rassismus, Homophobie und die Frage, welche Strukturen von Gewalt in unserer Gesellschaft
wirken. In gewissem Sinne daran anknüpfend fragen Ewelina Benbenek und Florian Fischer in der nächsten Ausgabe des Arbeitsateliers
gemeinsam nach der Repräsentation des Postmigrantischen auf dem Theater. Sie untersuchen nicht zuletzt blinde Flecken und
Defizite unserer Institution.
Kurz vor Ende der Sommerpause erreichte uns eine traurige Nachricht: Aus gesundheitlichen Gründen muss die geplante Produktion
von Vegard Vinge & Ida Müller leider auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Wir sind aber gleichermaßen gespannt auf »F FOR
FACTORY – eine Aktion von Maximilian Brauer, Leonard Neumann und Ensemble«, mit der wir an unsere Beschäftigung mit Aktionskunst
fortsetzen werden.
Pünktlich zum beginnenden amerikanischen Wahlkampf lässt Thomas Köck seinen früheren Protagonisten Hans Kudlich, immerhin
bewährter politischer Agitator, in die USA reisen. Erneut inszeniert das Erfolgsduo Elsa-Sophie Jach & Thomas Köck (»Die Zukunft
reicht uns nicht (klagt, kinder, klagt!)«). Wir freuen uns sehr über diese kontinuierliche Verbindung. Eine weitere lange
Arbeitsbeziehung geht ebenfalls weiter: Miroslava Svolikova, die mit »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern
hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« die Gewinnerin unseres Hans-Gratzer-Stipendiums 2016 war, startet für ihr neues
Stück eine absurd-komödiantische Expedition an den »Rand«. Vom Rand des Universums, dem Rand des Vorstellbaren denkt sie über
alle möglichen Szenarien von Grenzziehungen nach. Sprechende Tetris-Steine kommen aber auch vor. Mit Wilke Weermann (»Angstbeißer«)
und Mario Wurmitzer (»Das Optimum«) kommen zwei sehr vielversprechende Autoren neu an unser Haus.
Wir werden unsere Produktionen weiterhin blockweise im En-suite-System zeigen, dennoch konnten wir es aufgrund der erfreulich
hohen Nachfrage nach vielen unserer Produktionen glücklicherweise ermöglichen, mehrere Arbeiten nochmals zu zeigen: anlässlich
des 100. Geburtstags von Maria Lassnig nehmen wir »Schlafende Männer« wieder auf und feiern außerdem nach einer restlos ausverkauften
ersten Vorstellungsserie mit »Vernon Subutex« weiter. Im Oktober zeigen wir – wie üblich zum letzten Mal – unseren Klassiker:
Jan-Christoph Gockels Kracht-Adaption »Imperium«, die uns nunmehr im fünften Jahr begleitet. Im Frühjahr werden wir zwei Arbeiten
wieder in den Spielplan nehmen, die sich explizit mit der politischen Gegenwart beschäftigen: FUX’ »Was Ihr wollt: Der Film«
und »Die Hauptstadt«.
Über vier Jahre war ein vollkommen unverändertes Ensemble das Herz und das Gesicht unseres Theaters – nun gibt es erstmals
personelle Veränderungen. Wir freuen wir uns auf zwei neue Kolleg*innen: Clara Liepsch, Absolventin der Münchner Theaterakademie
August Everding, war schon in »Vernon Subutex« zu sehen und stößt nun fest zu uns. Til Schindler kommt von der UdK Berlin
und wird erstmals in »Kudlich in Amerika« zu erleben sein. Vassilissa Reznikoff ist an das Nationaltheater Mannheim gewechselt
und Steffen Link verlässt uns im Frühjahr 2020 in Richtung des Münchner Volkstheaters – beiden danken wir von Herzen für die
gemeinsame Zeit und wünschen ihnen das Beste für die Zukunft.
Wir freuen uns auf ein weiteres Jahr mit Ihnen!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg
ZUR SPIELZEIT 2018/19
MAGAZIN 3 (MRZ/APR/MAI/JUN)
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses,
liebes Publikum,
heute halten Sie unser drittes Magazin in Händen, in dem wir Ihnen die Pläne der nächsten Monate präsentieren. Das Frühjahr
bringt am Schauspielhaus zwei Produktionen, die mit völlig unterschiedlichen ästhetischen und inhaltlichen Zugängen arbeiten
und doch thematisch miteinander in Verbindung stehen. Die Situation um die verfahrenen Brexit-Verhandlungen bis zu den Protesten
der »Gilets jaunes«: In vielen europäischen Staaten scheinen die hergebrachten Systeme politischer Willensbildung infrage
gestellt und immer größere Gruppen finden sich mit ihren Interessen nicht mehr in den politischen Agenden repräsentiert. Immer
schwieriger scheint es, jenes per Definition schon nebulöse Gemeinwohl zu identifizieren, das »Was Ihr wollt«. Hier setzt
die jüngste Inszenierung von FUX an. Das Performance-Kollektiv erarbeitet nach den gefeierten »Frotzler-Fragmenten« (2017)
wieder eine Produktion am Schauspielhaus und fragt nach Zukunftsperspektiven unserer partizipativen Demokratie.
Virginie Despentes wirft in ihren Romanen einen tragikomischen Blick an die Ränder, auf marginalisierte, oft frustrierte Menschen
in einer ökonomisch wie politisch immer stärker polarisierten Gesellschaft. Dennoch zeichnet Despentes bei aller Bitterkeit
ihres Humors ihre Figuren mit großer Zärtlichkeit und zeigt Menschen, die sich nach Gemeinschaftlichkeit sehnen. Mit einem
Spektakel um »Vernon Subutex« laden wir ein, Theater als soziales Ereignis zu feiern: Teil jeder Vorstellung wird ein gemeinsames
Abendessen sein – damit weihen wir dann auch unser neu gestaltetes Theater-Lokal ein: Ab April übernehmen Patrick Müller,
bekannt aus der ORF Sendung »Silent Cooking«, und Sebastian Malz – beide Teil des Usus kreativ Kollektivs – die Bespielung.
Obwohl erste Vorbot*innen des Frühlings langsam die Dunkelheit aus der Porzellangasse zu vertreiben beginnen, sind wir froh
darüber, dass die erfreulichen Meldungen der vergangenen Monate uns den Winter doch sehr aufgehellt haben. Unsere Saison-Eröffnungsproduktion
»Die Hauptstadt« zählt zu den erfolgreichsten Produktionen der letzten Jahre; wegen der großen Nachfrage zeigen wir sie noch
mal ab Ende Mai. Die Inszenierung von Lucia Bihler wurde außerdem kürzlich zum Festival »Radikal jung« nach München eingeladen,
das jährlich 10 besonders innovative Arbeiten junger Regisseur*innen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum versammelt.
Auch die uns verbundenen Autor*innen machen weiter Furore. Dass wir mit unserem Hans-Gratzer-Stipendium die Entstehung eines
Stücks wie »Mitwisser« von Enis Maci mit ermöglichen konnten, hat uns schon während der Proben zu der laut Theater heute »kongenialen«
Inszenierung von Pedro Martins Beja sehr gefreut. Und es hat uns dazu bewogen, mit Enis Maci eine weitere Zusammenarbeit zu
verabreden: Das Ergebnis ist der atmosphärisch dichte, wütende Text »AUTOS«, der aktuell in der ebenso formstrengen wie humorvollen
Inszenierung von Franz-Xaver Mayr zu erleben ist. Die Einladung unserer »Mitwisser« zu den Mülheimer Theatertagen, dem renommiertesten
Festival für zeitgenössische Dramatik, ist uns eine beglückende Bestätigung für unsere Autor*innen-Förderung der vergangenen
Jahre. Wir sind stolz und froh, dass diese Künstler*innen dem Schauspielhaus Wien verbunden sind.
Wir freuen uns auf Sie!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg
MAGAZIN 2 (DEZ/JAN/FEB)
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses,
liebes Publikum,
heute halten Sie unser zweites Magazin dieser Saison in Händen. Wir freuen uns über einen schwungvollen Start in unsere vierte
Saison am Schauspielhaus. Die letzten Monate standen ganz im Zeichen Europas. Lucia Bihler ist mit der Österreichischen Erstaufführung
von Robert Menasses »Die Hauptstadt« ein Coup gelungen – die Inszenierung zählt bereits jetzt zu den erfolgreichsten Schauspielhaus-Produktionen
der letzten Jahre. Das freut uns besonders, weil sie in der Kontinuität unserer engagierten Beschäftigung mit dem Europäischen
Gedanken steht. 2015 eröffneten wir mit »Punk & Politik « und warben in dieser Inszenierung bereits für das Konzept der Europäischen
Republik. Robert Menasse trat in einer Videosequenz auf und erzählte von seinen Plänen für einen Brüssel-Roman. Hätte im Herbst
2015 jemand angekündigt, dass am 10. November 2018 an über 100 Orten in ganz Europa im Rahmen des »European Balcony Projects«
mit insgesamt vielen Tausenden Teilnehmenden performativ die Europäische Republik ausgerufen würde, hätten auch wir diese
Person wahrscheinlich für verrückt erklärt. Dass wir am Schauspielhaus zu den größten Kundgebungen des »European Balcony Projects«
zählten, freut uns umso mehr. »Die Hauptstadt« werden wir wegen der großen Nachfrage ab 25.5.19 wieder spielen. Mehrere Einladungen
zu Gastspielen und Festivals haben uns bereits erreicht und wir freuen uns schon darauf, im nächsten Magazin darüber berichten
zu dürfen.
Mit »Schlafende Männer« von Martin Crimp haben wir als zweite große Produktion der Saison ein Werk nach Wien gebracht, in
dem so viele Wiener Referenzen eine Rolle spielen, dass es eigentlich in Wien hätte uraufgeführt werden müssen – immerhin
waren wir nach dem (deutlich) größeren Bruder in Hamburg das zweite Schauspielhaus, das Crimps surreale Zimmerschlacht zeigt.
Von der Kritik im besten Sinne umstritten aufgenommen mit Reaktionen von »turbulente Show«, »prächtig«, »aufrüttelnd« über
»klug« bis »öde«, ist der Abend auch eine Hommage an die Wiener Aktionisten um Nitsch, Mühl und vor allem an den geheimnisvollsten
Aktionisten: Rudolf Schwarzkogler.
Im Nachbarhaus entführt das »Café Bravo« alle, die Lust haben, sich an ihre Teenie-Jahre mit der BRAVO zurückzuerinnern. Im
Jänner folgt der zweite Teil von Felix Krakaus dreiteiliger Inszenierung.
Ebenfalls im Jänner bringen wir mit »AUTOS« in der Regie von Franz-Xaver Mayr das neue Stück von Enis Maci zur Uraufführung.
Für ihr Stück »Mitwisser«, das letzte Spielzeit am Schauspielhaus entwickelt und uraufgeführt wurde, wurde Enis Maci im Sommer
von der Kritiker*innen- Umfrage in Theater heute zur »Nachwuchsautorin des Jahres 2018« gewählt. Übrigens stimmgleich mit
einem langjährigen, dem Schauspielhaus weiterhin eng verbunden Wegbegleiter: Thomas Köck. Der wiederum ist gemeinsam mit Elsa-Sophie
Jach für »Die Zukunft reicht uns nicht
« in der Kategorie »Beste Regie« für den NESTROY nominiert. Während wir das hier am
14.11. schreiben, wissen wir noch nicht, ob sie den Preis bekommen werden – aber so, oder so: wir haben gerade viele Gelegenheiten,
uns über die Erfolge unserer Künstler*innen zu freuen und gehen auch deswegen beschwingt und frohen Mutes ins neue Jahr.
Wir wünschen Ihnen alles Gute für 2019 und würden uns freuen, wenn Sie uns verbunden bleiben!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg
MAGAZIN 1 (OKT/NOV)
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses,
liebes Publikum,
kennen Sie schon unser neues Schauspielhaus-Magazin? Wir haben dieses Format entwickelt, um Ihnen ab sofort nicht mehr nur
einmal im Jahr mit der Saison-Vorschau, sondern in drei Ausgaben unser Programm vorzustellen. Auf diese Weise können wir jeweils
aktueller über unsere Pläne und das Geschehen am Schauspielhaus berichten. In der ersten Ausgabe geben wir Ihnen – wie gewohnt
– einen Überblick über alle Produktionen der Spielzeit 18/19, konzentrieren uns aber besonders auf die Premieren des Herbstes.
Eine neue Rubrik unseres Magazins sind die Gastbeiträge. Wir haben uns verbundene Autor*innen und Wissenschaftler*innen eingeladen,
für unser Magazin zu schreiben. Sie reagieren mit ihren Texten auf die Themen der Produktionen, beleuchten sie aus unterschiedlichen
Perspektiven und erwecken hoffentlich Ihre Neugier. Besonders freuen wir uns, dass wir den Schriftsteller Robert Menasse für
ein ausführliches Interview gewinnen konnten.
Das führt zur Eröffnung unserer vierten Spielzeit am Schauspielhaus, die einen Kreis schließt. In den vergangenen Jahren haben
wir uns immer wieder mit der Entwicklung Europas beschäftigt: »Punk & Politik«(2015), »Cittá del Vaticano« (2016) und »Diese
Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« (2017) waren allesamt Arbeiten,
die den europäischen Gedanken beschworen haben. In »Punk & Politik«, unserer Eröffnungspremiere im Herbst 2015, war Robert
Menasse in einem Video zu sehen und erzählte von seinen Plänen zu einem Brüssel- Roman. Drei Jahre später bringen wir »Die
Hauptstadt « auf die Bühne: ein spannendes, humorvolles, melancholisches, ein wichtiges Werk für diese polarisierte Zeit.
Am Ende der Spielzeit folgen wir »Vernon Subutex« auf seinem Streifzug durch eine verunsicherte Gesellschaft. Ein Gesellschaftspanorama,
das als eine der großen literarischen Analysen des Rechtsrucks in Europa gilt und zwischen herrlich anarchischem Witz und
tieftraurigen Momenten hin und her springt.
Wir wollen kontinuierliche Arbeitsbeziehungen mit unseren Künstler*innen pflegen und freuen uns doch auch immer wieder darüber,
Entdeckertheater und Sprungbrett zu sein. Thomas Köck ist mit »Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!)« laut
der NZZ »das Theaterwunder der Saison« gelungen. Mit dieser Produktion, die wir im November wieder zeigen, waren wir zum zweiten
Mal in Folge bei den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin eingeladen. Seit wir 2015 mit den Vorbereitungen zu »Strotter«
begonnen haben, der ersten Uraufführung eines Stücks von Thomas Köck in Österreich, hat dieser sich zu einem der meist gespielten
jungen Dramatiker des deutschsprachigen Raums entwickelt und wurde in diesem Jahr folgerichtig mit dem Mülheimer Dramatikerpreis
ausgezeichnet. Dass er bei uns auch – gemeinsam mit Elsa-Sophie Jach – sein Regiedebüt gegeben hat und unmittelbar nach der
Premiere am Schauspielhaus zu einer Inszenierung am Hamburger Thalia Theater eingeladen wurde, macht uns stolz; dass wir bereits
eine neue Arbeit mit Thomas Köck und Elsa-Sophie Jach planen, allerdings umso mehr.
Auch Franz-Xaver Mayr machte am Schauspielhaus seine ersten Schritte nach der Regieausbildung – mehr als 25 Vorstellungen
von Miroslava Svolikovas »
und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« haben wir in Wien, Graz, Linz und
Berlin gespielt. Das »Duo« wurde danach gleich zu einem Ausflug ans Burgtheater eingeladen, wo Franz-Xaver Mayr in der letzten
Spielzeit Miroslava Svolikovas jüngstes Stück auf die Bühne brachte – wie schön, dass wir in dieser Saison wieder neue Arbeiten
von beiden am Schauspielhaus präsentieren können.
Franz-Xaver Mayr inszeniert im Rahmen des »Arbeitsateliers « Enis Macis neues Stück »AUTOS«. Enis Maci wurde gleich nach dem
Gewinn des Hans-Gratzer-Stipendiums für »Mitwisser« als Hausautorin ans Nationaltheater Mannheim berufen und »Mitwisser« wird
an mehreren anderen Theatern nachgespielt. Miroslava Svolikova – Gewinnerin des Hans-Gratzer-Stipendiums 2016 – wurde in diesem
Jahr mit dem Autor*innen-Preis der Theaterallianz ausgezeichnet. Im Juni wird die Uraufführung von »Der Sprecher und die Souffleuse«
in Kooperation mit dem Theater am Lend bei uns zu erleben sein. All diese Beispiele untermauern die Sichtbarkeit unserer Autor*innen-Förderung
im ganzen deutschsprachigen Raum.
»FUX« haben 2017 ihre von der Kritik gefeierte Polit-Revue »Frotzler-Fragmente« bei uns entwickelt. Für das neue FUX-Projekt
»Was Ihr wollt« haben wir jetzt gemeinsam mit dem Theater Oberhausen einen Zuschlag von der deutschen Kulturstiftung des Bundes
erhalten und können eine zweijährige Kooperation im Fonds »Doppelpass« beginnen. Der »Doppelpass« fördert besonders innovative
Kooperationen zwischen Freier Szene und Stadttheatern.
Das wahrscheinlich komplexeste Experiment unserer Zeit am Schauspielhaus war im letzten Jahr die »Seestadt- Saga«. Mit den
zwei Staffeln der begehbaren Social Media-Serie und dem daran anschließenden »Digitalis Trojana« haben wir erzählerisches
Neuland betreten. Das haben wir auch weiterhin vor, so viel sei Ihnen aber versprochen: Die inszenierte Absage einer Produktion
planen wir in dieser Spielzeit nicht!
Stattdessen gehen wir gemeinsam mit Ihnen, unserem geschätzten Publikum, in eine neue Saison, die wie bereits die zurückliegenden
von künstlerischem Wagemut gekennzeichnet sein wird. Wieder werden Inszenierungen polarisieren, zu Diskussionen anregen. Wir
sind davon überzeugt, dass Risikobereitschaft zur DNA eines progressiven Theaters gehört und dass es sich lohnt, den Weg mit
uns weiter zu gehen.
Wir freuen uns auf Sie!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg
ZUR SPIELZEIT 2017/18
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses,liebes Publikum, nach einer für Sie, liebes Publikum, wie für uns herausfordernden Startphase, in der wir unser aller Kapazitäten lustvoll
strapaziert haben, kommen wir voller Vorfreude und kampfeslustig aus den wohlverdienten Spielzeitferien und freuen uns auf
ein drittes gemeinsames Jahr mit Ihnen am Schauspielhaus. Wir wollen Sie verführen, weiterhin mit uns neue Wege zu gehen und
hergebrachte Genres infrage zu stellen. Vieles haben wir in den ersten zwei Jahren geschafft, eine Reihe von Festival- und
Gastspieleinladungen zeugen davon, dass unser Haus weit über die Grenzen Wiens hinaus im deutschsprachigen Raum als eine Zelle
der Innovation wahrgenommen wird. Diesen Weg gehen wir weiter und werden den Begriff des Autorentheaters auch künftig progressiv
neu vermessen. »Das Wiener Schauspielhaus pulsiert«, hat der Standard im Winter über unsere Arbeit geschrieben. Das hat uns sehr gefreut,
denn das ist es, was wir sein wollen: ein waghalsiges Labor der dramatischen, theatralen Innovation, das Künstler*innen für
Sie entdeckt und einen Hort des Experiments bietet. Wir haben seit Beginn unserer Zeit am Schauspielhaus eng mit dem Dramatiker Thomas Köck zusammengearbeitet und bereits zwei
erfolgreiche Uraufführungen seiner Stücke produziert. Eine Dritte steht für diesen Herbst ins Haus. Umso mehr freuen wir uns
mit Thomas Köck, dass nun auch das Burgtheater diesen innovativsten österreichischen Autor seit Werner Schwab für sich entdeckt
und in einer großformatigen Produktion sein Werk »Paradies fluten« nachspielt. Das geschieht, während Köck gerade in unserem
Auftrag an seinem neuen Stück »Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!)« schreibt und gleichzeitig an unserem
Haus gemeinsam mit Elsa-Sophie Jach erstmals als Regisseur in Erscheinung tritt. Thomas Bo Nilsson wird nach seinem Weltentwurf »Cellar Door« seine nächste große Arbeit bei den Nachfolger*innen Claus Peymanns
am Berliner Ensemble inszenieren. Gleichzeitig bleibt er uns verbunden und wird Wien mit weiteren seiner irritierenden Kosmen
verstören. Der Regisseur Franz-Xaver Mayr wurde nach seiner Premiere von Miroslava Svolikovas »Diese Mauer fasst sich selbst
zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat auch was gesagt« eingeladen, noch in derselben Saison am Burgtheater
zu inszenieren. Auch das freut uns und spricht für dieses gemeinsame Projekt. Dass die Jury der Berliner Festspiele mit Jan-Christoph Gockels Nestroy-nominierter Inszenierung »Imperium« (Wiederaufnahme
im November!) und Thomas Bo Nilssons »Cellar Door« gleich zwei unserer Arbeiten in die engere Auswahl für das Theatertreffen
2017 nahm, dass »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen
« zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin und
»Città del Vaticano« zu den Lessingtagen des Thalia Theater Hamburg eingeladen wurde, war in der letzten Spielzeit ein entschiedener
Ausweis einer in Relation zur Größe des Schauspielhauses außerordentlichen internationalen Wertschätzung unserer Arbeit. Auch
diese Anerkennung bestärkt uns in dem Vorhaben, den eingeschlagenen künstlerischen Weg entschieden weiterzugehen. Mit Gernot Grünewald konnten wir für die Eröffnung der neuen Spielzeit einen gefragten Regisseur gewinnen, der regelmäßig
am Hamburger Thalia Theater und dem Deutschen Theater Berlin inszeniert und für seine radikalen ästhetischen Setzungen gefeiert
wird. Grünewald wird sich in einer bildgewaltigen musiktheatralischen Form dem Mythos vom Golem annehmen und diesen mit aktuellen
Fragen zu Digitalisierung und Transhumanismus kurzschließen. Wir vernetzen uns auch weiter entschieden in der Stadt und werden in einer Kooperation mit Bernhard Studlar und den WIENER
WORTSTAETTEN unsere Beschäftigung mit kollektiven Schreibprozessen fortsetzen, indem wir sowohl dem Writers Room der WIENER
WORTSTAETTEN ein Forum im Schauspielhaus bieten als auch mit der SEESTADT-SAGA ein eigenes Experiment zu neuartigem seriellen
Erzählen im Theater starten. In der Regie von Tomas Schweigen führen wir im Rahmen dieses Projekts mit Unterstützung des SHIFT-Fonds
mehrere Stränge unserer bisherigen Arbeit in einem neuen Format zusammen: unsere intensive Zusammenarbeit mit Autor*innen
und das immersive Theater im öffentlichen Raum. Mit Jakob Nolte präsentieren wir einen der ungewöhnlichsten deutschen Jung-Autoren erstmals in Österreich: Seine Komödie »Gespräch
wegen der Kürbisse« wird Marco torman inszenieren, dessen »Kudlich« im letzten Jahr in Wien und auf der Tour durch die
Theaterallianz bejubelt wurde. Er wird bei diesem intimen Projekt erneut die traditionelle Anordnung von Bühne und Zuschauerraum
sprengen. Wie immer suchen wir auch in dieser Spielzeit thematische Querverweise zwischen unseren ästhetisch doch sehr unterschiedlichen
Produktionen, während drängende Fragestellungen in neuen Akzentuierungen wiederkehren. 2017/18 widmen wir uns mit den Arbeiten
»Die Zukunft reicht uns nicht
« und »Elektra« Fragen des individuellen und kulturellen Erbes und familiärer Machtstrukturen.
Wir sind sehr glücklich darüber, die österreichisch-amerikanische Lyrikerin Ann Cotten mit »Elektra« erstmals für eine Arbeit
am Theater gewonnen zu haben. Über die letzten beiden Jahre haben wir mit dem neu konstruierten Hans-Gratzer-Stipendium und den zugehörigen Autor*innen-Workshops,
der Gruppe »Infiziert!« sowie dem »Arbeitsatelier« eine schlagkräftige Struktur innovativer Foren entwickelt, in denen wir
Autor*innen in ihrem Schreibprozess begleiten und unterstützen. Die in diesen dramatischen Laboren entstandenen Werke »Mitwisser«
von Enis Maci und »Ein Körper für jetzt und heute« von Mehdi Moradpour sind zwei hochpoetische Theatertexte, faszinierende
Geschichten von dichter Sprachgewalt, die wir in der neuen Spielzeit zur Uraufführung bringen. Sie sehen: Wir bleiben waghalsig, werden uns und unsere Arbeit hinterfragen und immer wieder Neues probieren, ohne Angst vor
der stetigen Gefahr des Scheiterns. Mit leidenschaftlicher Vorfreude dürfen wir unsere in vielen Gesprächen im Team und mit
den uns verbundenen Künstler*innen entwickelten Pläne präsentieren. Wir freuen uns auf Sie!Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & GeschäftsführerTobias Schuster, Leitender Dramaturg
ZUR SPIELZEIT 2016/17
Liebe Freund*innen des Schauspielhauses,
liebes Publikum,
wir freuen uns, Ihnen das Programm zu unserer zweiten Saison am Schauspielhaus vorzustellen, das wir in zahlreichen Gesprächen
im Team und mit uns verbundenen Künstler*innen aus In- und Ausland ausgeheckt haben, immer vor dem Hintergrund aktueller politischer
und gesellschaftlicher Fragen unserer Zeit.
Wenn das Programm erscheint, sind wir grade in den Proben für unser Eröffnungs-Projekt »Traum Perle Tod!«. Wir nehmen einen
visionären Roman der letzten Jahrhundertwende zum Ausgangspunkt, blicken also quasi aus einer vergangenen Perspektive auf
unsere Gegenwart. Alfred Kubin erzählt in »Die andere Seite« faszinierend und mit wunderbar verschrobenem Humor von einer
Gesellschaft, die sich von ihrer Außenwelt abschottet, und im Versuch eines utopischen Zusammenlebens dem eigenen Untergang
entgegen taumelt. In vielerlei Hinsicht lässt sich das als düstere Vorahnung späterer Entwicklungen des 20. Jahrhunderts lesen,
vielleicht ist sogar erst heute wirklich erkennbar, wie visionär Kubin in seinem einzigen Roman auf die Welt blickte. Man
wünschte sich fast, er hätte sich als weniger prophetisch erwiesen.
Auch unsere zweite Spielzeit verzichtet bewusst auf ein Motto, trotzdem ergeben sich bei aller ästhetischer Vielfalt wieder
interessante Parallelen zwischen einigen der anstehenden Projekte. Thomas Köck denkt vor der historischen Folie der Bauernbefreiung
über heutige Fragen von Revolution und Widerstand nach. Später in der Saison wird das aus dem theatralen Zukunftslabor des
Instituts für Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen hervorge gangene junge Performance-Kollektiv FUX, das mit ersten Arbeiten
u. a. an den Münchner Kammerspielen von sich Reden gemacht hat, in seiner postmonetären Doppelconférence »Frotzler-Fragmente«
ebenfalls durch einen historischen Spiegel auf Gegenwart und Zukunft unserer Wirtschaft blicken. Es untersucht die historischen
Theaterformen aus dem Roten Wien der 20er-Jahre und fragt nach Reformperspektiven unseres zunehmend krisenanfälligen Kapitalismus.
Thomas Bo Nilsson kehrt mit seinem Team an das Schauspielhaus zurück. Nach dem überbordenden Triptychon »Cellar Door« arbeitet
er diesmal an einem intimen, begehbaren Beziehungsgemälde: »JINXXX«. Miroslava Svolikova, Gewinnerin des Hans-Gratzer-Stipendiums,
sprengt schon mit dem Titel ihrer Farce »Diese Mauer fasst sich selbst zusammen und der Stern hat gesprochen, der Stern hat
auch was gesagt« manche Konvention des Theaterbetriebs. Absurder Humor zur Rettung der Welt! Sprechender Speichel zur Rettung
der raren Gattung der politischen Komödie!
Vor dem Hintergrund der Migrationsströme der Gegenwart wird die »Festung Europa« nicht dauerhaft umhinkommen, ihre eigenen
Gesellschaftsvorstellungen zu hinterfragen und das vormals Fremde als Eigenes in einer transkulturellen Gemeinschaft anzuerkennen.
Mit ihrer ersten Arbeit im deutschsprachigen Raum wird die renommierte norwegische Regisseurin & Autorin Lisa Lie, die ihre
faszinierend-archaische Bildsprache angstfrei mit trashiger Komödiantik verbindet, über Fragen individueller und kollektiver
Identität nachdenken. Als Grundlage für ihr Projekt »Kaspar Hauser oder die Ausgestoßenen könnten jederzeit angreifen!« nimmt
sie den geheimnisvollen und bis heute faszinierenden Mythos des Findelkindes Kaspar Hauser. Danach forschen Ivna ic
und Tomas Schweigen über die umkämpfte Geschichte des Feldes von Bleiburg, bis heute eine Pilgerstätte des Nationalismus.
Das Theater ist, vielleicht wie nie zuvor, in die Pflicht genommen, politischer Diskursraum zu sein. Die »Agora« von Robert
Misik und Milo Rau wird dies in besonderer Weise performativ erfahrbar machen. Wie schon in der vergangenen Saison ist unsere
künstlerische Arbeit getragen durch die ständige Suche nach geeigneten Theatersprachen, mit denen sich auf unsere komplexe
Gegenwart und in vielerlei Hinsicht unbestimmte Zukunft reagieren lässt. Diese Auseinandersetzung suchen wir innerhalb unseres
Teams, mit unserem Ensemble und natürlich mit Ihnen, unserem geschätzten Publikum. Wir wollen ein Theater zum Anfassen sein
und möchten Sie jederzeit ermutigen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Deshalb sind sämtliche Mitarbeiter*innen des Hauses mit
Fotos in diesem Spielzeitheft vorgestellt. Sprechen Sie uns gerne an und teilen Sie Ihre Eindrücke, Ihre Kritik aber bitte
auch Ihr Lob mit uns.
Um eine spezifische Ästhetik für jedes unserer Projekte zu ermöglichen und Sie immer wieder mit überraschenden Raumsituationen
konfrontieren zu können, werden wir den En-Suite-Spielbetrieb beibehalten. Es gilt also weiterhin, schnell zu sein, um nichts
zu verpassen! Wir möchten Sie herzlich einladen, all das live und unter leidenschaftlichem Einsatz unseres Ensembles zu erleben.
Wir freuen uns auf Sie!
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg
Zur SpielzeiT 2015/16
Liebes Publikum,
liebe Freund*innen des Schauspielhauses,
wir freuen uns sehr, Ihnen den Spielplan unserer ersten Saison vorzustellen! Vieles wird sich ändern und doch ist es ein Programm,
das in großem Respekt vor der Vergangenheit des Hauses entwickelt wurde. Das Schauspielhaus bleibt ein Autorentheater und
wird sich den vielfältigen Schattierungen dessen widmen, was man heute unter diesem Begriff verstehen kann. Wir führen damit
eine große Tradition weiter, wollen aber auch neue Wege gehen. Ein neues, junges Ensemble wird das spiel- und ausdrucksstarke
Gesicht unseres Theaters sein.
Unser Spielplan beschäftigt sich mit der aktuellen gesellschaftlichen Wirklichkeit und ihren drängenden Fragen, versucht Analysen
der gegenwärtigen Krise Europas und denkt humorvoll über Zukunftsvisionen nach. Er untersucht Mechanismen von Gemeinschaftsbildung,
wagt sich immer wieder in den spannenden Grenzbereich von Realität und Fiktion vor und versucht Brücken zu schlagen zwischen
virtueller Realität und der Bühne.
Do it yourself! Das Motto des Punk spielt nicht nur in unserer Eröffnungsproduktion eine Rolle, sondern prägt auch die Struktur
des Hauses: während überall outgesourced wird, verwandelt sich das Schauspielhaus in eine kleine, feine, familiäre Manufaktur.
Künftig werden eine Kostümbildnerin, ein Musiker und ein Bühnenbildner fest engagiert am Haus arbeiten und als Teil einer
erweiterten Dramaturgie das Profil des Hauses in den nächsten Jahren mitprägen. Die Entwicklung des Corporate Designs wird
von einer Grafikerin & Illustratorin am Haus übernommen, die ebenfalls integraler Teil des künstlerischen Teams ist.
Es ist eine Ehre, schon in der ersten Woche der neuen Saison einen so poetischen Sprachvirtuosen und scharfen politischen
Kopf wie Chris Thorpe (UK) erstmals auf einer deutschsprachigen Theaterbühne präsentieren zu dürfen. »Möglicherweise gab es
einen Zwischenfall« ist ein »klassischer« Theatertext, »klassisches Autorentheater «: ein abgeschlossenes, kunstvoll verdichtetes
Werk, dem sich das Team um Regisseur Marco torman in diesen Tagen bereits mit großer Phantasie und Freude stellt. Auf
der anderen Seite ist das Stück aber auch genau das Gegenteil von allem, was man als »klassisch« bezeichnen könnte, und seine
Entstehungsgeschichte repräsentiert in weiten Teilen das Theaterverständnis, von dem unsere Arbeit geprägt ist: Denn Chris
Thorpe ist nicht nur Autor, er ist genauso Performer und Musiker und seine Texte entstanden bisher nie als hermetische Literatur,
nie losgelöst vom Produktionsprozess, sondern immer in einer gemeinsamen Arbeitsbegegnung und im Austausch mit seinem Ensemble.
Mit Thomas Köck werden wir mit einem der vielversprechendsten Jung-Autoren Österreichs zusammenarbeiten und haben ihn eingeladen,
gemeinsam mit Tomas Schweigen ein Projekt zu entwickeln. Diese Arbeit wird der Beginn einer Reihe von Experimenten mit kollektiver
Autorschaft, die wir in den kommenden Jahren am Schauspielhaus vorhaben.
Wir sind stolz auf all die aufregenden Regisseur*innen und ihre jeweiligen Teams, die wir für das Schauspielhaus gewinnen
konnten. Mit Lucia Bihler und Thomas Bo Nilsson werden zwei im besten Sinne verstiegene, kompromisslose und gleichzeitig ästhetisch
gänzlich unterschiedliche junge Theatermacher*innen, auf deren weitere Entwicklung man sich in den nächsten Jahren nur freuen
kann, ihre ersten Regiearbeiten in Österreich vorlegen. Mit Jan-Christoph Gockel kehrt ein bereits für den Nestroy-Preis nominierter
und unserem Publikum von mehreren Inszenierungen bekannter Regisseur nach einigen Jahren Wien-Abstinenz ans Schauspielhaus
zurück. In Koproduktion mit den Wiener Festwochen konnten wir außerdem mit Falk Richter und Nir de Volff zwei sehr erfahrene,
international renommierte Künstler für ein Projekt an das Schauspielhaus locken.
Eine wichtige Neuerung, die an die Historie des Schauspielhauses anknüpft, ist die Tatsache, dass zukünftig wieder im En-Suite-System
gespielt wird. Die Vorstellungen werden also blockweise gezeigt und in der Regel nach ca. einem Monat abgespielt. Diese Veränderung
ermöglicht es uns, den wunderbaren Raum an der Porzellangasse wieder in aller Variabilität zu nutzen und auf diese Weise unerwartete
Bühnenlösungen zu verwirklichen.
Wir wollen ein Theater zum Anfassen sein und möchten Sie sehr herzlich ermutigen, mit uns ins Gespräch zu kommen. Deshalb
sind sämtliche Mitarbeiter*innen des Hauses mit Fotos in diesem Spielzeitheft vorgestellt. Sprechen Sie uns gerne an und teilen
Sie Ihre Eindrücke, Ihre Kritik aber bitte auch Ihr Lob mit uns.
Wir freuen uns auf eine aufregende erste Saison mit Ihnen! Im Namen unseres Ensembles und des gesamten Teams des Schauspielhauses
Tomas Schweigen, Künstlerischer Leiter & Geschäftsführer
Tobias Schuster, Leitender Dramaturg