Produktionen
von Ewe Benbenek
URAUFFÜHRUNGRegie: Florian Fischer
Uraufführung am 30. Oktober 2020Aufgrund
des Veranstaltungsverbots der Bundesregierung müssen alle Vorstellungen ab 3. November 2020 bis voraussichtlich Ende Februar
2021 absagt werden. Das Geld für bereits gekaufte Theaterkarten wird automatisch zurückgebucht.
Aufführungsdauer: ca. 100 Minuten, keine Pause
Wie kann man über Erfahrungen, Verletzungen und Geister in der
eigenen Biografie sprechen, die sich einfachen Erklärungen entziehen? Wie von sich erzählen, jenseits der »migrantisch-authentischen
Story« und des gesellschaftlichen Skripts? Ewelina Benbeneks Stück ist ein polyfoner Text aus Familienerinnerungen und dem
wütenden Gedankenstrom einer um ihre Sprache und ihren Platz in der Welt ringenden Protagonistin. Mit ihren »chosen sisters«,
die herausschreien, »dass wir Fotzen sind, und Migrantenfotzen obendrauf, die hier in voller Pracht erscheinen, Fotzen, die
Superkräfte haben«, streift sie durch die Nacht und entwirft Satz für Satz Räume, in denen »der Pass, der schöne Pass, der
schöne rote Pass« nicht mehr so wichtig ist.
Benbenek ist Autorin, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Ihre
Forschungsschwerpunkte sind postmigrantische und postkoloniale Diskurse in Theater, Performancekunst und Gegenwartsdramatik.
Ihr erster Theatertext »Tragödienbastard« wurde im Rahmen des Arbeitsateliers von uniT und dem Schauspielhaus Wien gefördert.
Florian Fischer ist Regisseur und bildender Künstler und lebt in Brüssel. Er inszenierte unter anderem am NTGent,
am Staatsschauspiel Dresden, am Schauspielhaus Bochum und am Schauspielhaus Hamburg und arbeitet mit verschiedenen Formaten:
von Hörspielen, Installationen und Audiowalks bis zu Reportagen und Lecture Performances. Zudem kuratiert er Ausstellungen.
Fischers Inszenierungen wurden bei zahlreichen internationalen Festivals gezeigt. Für seine Inszenierung »Operation Kamen«
am Staatsschauspiel Dresden in Koproduktion mit dem Archa Theater Prag erhielt er den Kurt-Hübner-Regiepreis 2019.
BIBLIOTHEK
Lilly
Busch im Gespräch mit Florian Fischer (Programmheft Nr.39)Lilly
Busch im Gespräch mit Lili Anschütz (Programmheft Nr.39)Ewe
Benbenek »Not being lost in Space and time« (Schauspielhaus Magazin #1 20/21)
Pressestimmen
„Wie
benennt man etwas, wofür es keine Sprache gibt? Diese Frage zieht sich wie ein roter Faden durch einen Theaterabend, der eine
kluge Reflexion ist über den Anpassungs- und Aufstiegsdruck, der auf Migrantenkindern liegt. (…) Famos gespielt von Clara
Liepsch, Til Schindler und Tamara Semzov. (…) Da freut man sich über Abende wie diesen, der am Puls der Zeit ist mit einem
Text, der etwas wagt, und einem Ensemble, dessen Energie ansteckend wirkt.“ WIENER ZEITUNG
„In Strophen
und Gegenstrophen, Worten und Widerworten wird von einer Frau erzählt, die sich in einem durchaus allgemeingültigen Sinn von
Vorfahren und Vorbildern emanzipiert, die Ballast abwirft und sich tänzerisch aufmacht zum Glamour und einer Liebe, die unterstützt,
nicht runterzieht. (…) Benbenek, Kulturwissenschaftlerin mit polnischen Wurzeln, versuchte, einen Hybrid der griechischen
Tragödie zu schaffen. Überraschenderweise hat sie sich dabei nicht übernommen.“ DIE PRESSE
„Das Team um
den Regisseur Florian Fischer lässt einen in dieser Inszenierung miterleben, wie die junge Frau sich unerschrocken auf die
eigene Befreiung zubewegt. Man fühlt, wie wichtig es ist, die Widersprüche der eigenen Geschichte nicht zu glätten, bloß weil
man immer wieder hört, das sei alles zu kompliziert. Vermutlich wird es erst nach dem bevorstehenden Lockdown wieder möglich
sein, dem Trio zu folgen.“ NACHTKRITIK
„In Benbeneks diskursiv hoch aufgeladenem Erfahrungsbericht entsteht
ein Skizzenbuch der alltäglichen Erniedrigungen. Inhalte werden nur ihrem ideologischen (Rede-)Gehalt nach verhandelt. (…)
Die drei Schauspielerinnen exponieren unerhört präzise den Umgang mit Narrativen. Sie inszenieren sich als "letzte" ihrer
Gattung (weibliche Spezies) und schlagen allen vorschnellen, heteronormativen Zuschreibungen grinsend ein Schnippchen. (…)
Wieder einmal beweist das Theater sich als sehr heutiger Hort des Widerstands.“ DER STANDARD
„Nach rund
einem Drittel des 100-minütigen Abends ist es dann soweit und die Migranten streifen das übergestülpte "AufstiegsHEROnarrativ"
in Form der Maske ab, um nach und nach zu individuelleren "Göttinnen der Nacht" in grellen Ausgehoutfits zu werden, die sich
auch die vormalige Beleidigung "Migrantenfotze" stolz zu eigen machen. "Wir sind jetzt hier, da kann man nichts mehr machen",
zischen sie bedrohlich ins Publikum. (…) Was bleibt, ist ein etwas gelungenes Plädoyer aus Migrantenperspektive wider den
Leistungsdruck und für ein selbstbestimmtes, mutiges Leben.“ APA
„Clara Liepsch, Til Schindler und Tamara Semzov
erzählen in Gedankenströmen von Zerrissenheit und Erwartungshaltungen, um dann widerständige Narrative durchzuspielen.“ FALTER